Aus der Geschichte des Stadtteils Henrichenburg
Der Ort entwickelte sich aus den Ansiedlungen des Hauses Henrichenburg. 1263 „Arnold von Henrikenburg“ als Besitzer erstmals urkundlich erwähnt; 30 Jahre später die Lambertuskirche. Um 1360 ist das Haus im Besitz der Familie von Düngelen, die es 1382 dem Erzbischof von Köln als Offenhaus anträgt. 1480 erbt Arnold von Gysenberg die Henrichenburg, dessen Nachfolger sie bis 1725 in ihrem Besitz behielten. Der letzte Sproß, Adolf Arnold Robert von Gysenberg, Domherr zu Hildesheina, vererbte sie 1725 seinem Großneffen Clemens August von Westerholt, der sich nunmehr von Westerholt-Gysenberg nannte. Durch Heirat seiner Tochter gelangte sie in den Besitz des Freiherrn von Boenen, der das Gut 1775 an die Fürstäbtissin von Essen verkaufte, die es 1776 dem kath. Waisenhaus in Steele stiftete. 1787 Abbruch des Hauses wegen Baufälligkeit.
Unter der Oberhoheit der Kurfürsten von Köln waren neben diesen auch die Abtei Werden, das Domkapitel und die Abtei Essen bis 1802 in der Gemeinde begütert. Durch die Säkularisation gingen die geistlichen Güter an den Herzog von Arenberg. 1811 unter der Hoheit des Großherzogtums Berg Bildung der Maine Waltrop, der Henrichenburg zunächst zugeteilt wurde; nach Einführung der Bürgermeistereien unter preußischer Herrschaft vorübergehend der Bürgermeisterei Datteln unterstellt. 1857 Bildung des Amtes Waltrop, dem Henrichenburg bis zum 31.12.1974 angehörte.
Aus der Geschichte des Allgemeinen Bürger-Schützen-Vereins Henrichenburg
Die Anfänge des Schützenwesens in Westfalen verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Altgermanische „Nachbarschaften“, die uns bereits im 6. und 7. Jahrhundert begegnen, und die gleichzeitig Kultgenossenschaften darstellen sind die Vorläufer unserer Schützenvereine. Weil sie aber nicht nur Kult- und Kampfgemeinschaften waren, sondern auch echte Arbeits-, ja Lebensgemeinschaften darstellten, sahen sich Karl der Große und die Kirche genötigt, mit strengen Gesetzen gegen diese „Gilden“ vorzugehen. Sie wollten mit harter Gewalt die Wurzeln des sächsischen Widerstandes gegen das Christentum und gegen das fränkische Regiment treffen. Es ist ihnen aber niemals gelungen, diese Gemeinschaften der Landbevölkerung völlig auszurotten.
Im Mittelalter erlebten dann diese „Gilden“ eine Blütezeit. Der Schützenverein der Bauernschaft ist die Bekundung ihrer Wehrkraft. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern, zur Verfolgung von Verbrechen oder zur Abwehr feindlicher Einfälle waren alle Untertanen verpflichtet. Um die „Wehrpflichtigen“ auch in der Handhabung der Waffen schulen zu können, wurden vielerorts auch neue Schützenvereine gegründet. Den alten Schützen standen die jungen Schützen gegenüber, die eine besondere Gilde bildeten. Alljährlich wurde nach dem Vogel auf der Stange geschossen.
Leider geben nur wenige Zeugnisse Kunde aus jener Zeit. So wissen wir beispielsweise, daß die Bauern von Elmenhorst im Vest Recklinghausen 1498 an einem Einfall in das klevische und märkische Land teilgenommen haben.
Die Erwähnung der Amandusgilde in Datteln im Jahre 1440 läßt die Verbindung derselben zur Kirche erkennen. Der Patron der Ortskirche wurde vielfach zum Schutzpatron des Schützenvereins gewählt. Der Schützenverein war also nicht nur ein weltlicher Verein, sondern zugleich auch eine kirchliche Bruderschaft.
Diese Verquickung hat es auch in Henrichenburg gegeben, zeigt doch die alte Schützenfahne aus dem Jahre 1747 den Kirchenpatron der Gemeinde St. Lambertus als Schutzpatron des Vereins. Dieses Banner ist das älteste Beweisstück für die Existenz eines Schützenvereins in Henrichenburg. Es gibt uns die Gewißheit, das bereits im Jahre 1747 in Henrichenburg ein Schützenverein bestand. Ob es eine Erstgründung oder eine Wiedergründung war ist nicht erforscht.
Am 7. Oktober 1928 versammelten sich zirka 150 Anhänger, um in Henrichenburg wieder einen Schützenverein zu gründen. Den provisorischen Vorstand bildeten Heinrich Send, Peter Daum und Heinrich Kesseböhmer. Sie nahmen die Planung und Vorbereitung in die Hand. Am 28. Oktober 1928 wurde ins Lokal Kroes zur Generalversammlung eingeladen. Von den mittlerweile 300 eingetragenen Mitgliedern hatten sich 170 Schützen eingefunden. Ein besonderer Gruß galt dem Schützenkönig des Jahres 1908, Herrn Wilhelm Schürmann und dem 90jährigem Schützengeneral Deilmann. Gedacht wurde des Schützenkönigs von 1897, Herrn Rupieper, der eben an diesem Tage zu Grabe getragen wurde. Vorsitzender des Vereins wurde Peter Daum, Stellvertreter Heinrich Send, als erster Kassierer wurde Herr Franz Kleinalstede, als erster Schriftführer Wilhelm Theodor Clairmont bestätigt. Das Bataillon wurde in 3 Kompanien aufgeteilt.
Eben in dem Sinne, wie die Initiatoren des Jahres 1928, fanden sich wieder Henrichenburger, die zur Gründung eines Schützenvereins aufriefen. Anlässlich des Schützenfestes in unserer Nachbargemeinde Horneburg faßte man den Vorsatz, in Henrichenburg den alten Schützenverein wieder aufleben zu lassen. Der Initiative des Herrn Heinrich Hengst ist es zu verdanken, das am 11. Juli 1969 die erste planende Versammlung in der Gaststätte Dorider einberufen werden konnte.
Der erste provisorische Vorstand bereitete dann die Generalversammlung vor, die am 13. Dezember 1969 im Saal der Wartburg stattfand.
Zum 1. Vorsitzenden wurde Herr Karl-Heinz Winkelmann gewählt, sein Stellvertreter ist Herr August Hennemann. Geschäftsführer wurde Herr Willi Schäpers, Hauptkassierer Herr Willi Schmidt, Schriftführer Herr Theodor Nocke und Bataillonsschießwart Herr Alfons Böckenhoff. Beisitzer waren die Herren H. Hengst, A. Hüllenkremer, Bernhard Holtröhr, J. Wetterkamp und Josef Berkel sen.
Der Ort wurde in 3 Kompaniebereiche aufgeteilt:
I. Kompanie (Dorfkompanie)
Kompanieführer Erich Stein, Stellvertreter Arnold Hölter, Schriftführer G. Brasch, Kassierer Alfred Kantus, Schießwart Horst Wilmer.
II. Kompanie (Borghagen)
Kompanieführer Wilhelm Stein, Stellvertreter Heinrich Kenkmann, Schriftführer Hugo Otterbach, Kassierer Heinrich Hartmann, Schießwart Alfons Böckenhoff.
III. Kompanie (Becklem)
Kompanieführer Joseph Berkel jun., Stellvertreter Dieter Hof zum Berge, Schriftführer Bernhard Mertens, Kassierer Heinrich Olfmann Schießwart Heinz Jürgen Hils.
Am 11., 12. und 13. September 1970 feierte Henrichenburg nach 41jähriger Pause wieder ein Schützenfest.
Es ging als 222. Jubelfest in die Schützengeschichte des Ortes ein.